Landseer vom Sechsämterland

Schulhund

 

Miss Betsy vom Münchner Land geht in die Schule!

 

An zwei bis drei Tagen die Woche geht Miss Betsy in die Staatliche Realschule Selb (Bayern). Als Schulhund ist sie schon nach wenigen Wochen der Liebling der Kinder.

 

Am ersten Schultag im September grinsen die neuen Fünftklässler über das ganze Gesicht. Die Eltern, die ihre Kinder zum Start an der neuen Schule begleitet haben, schauen teils ungläubig, teils amüsiert und zücken ihre Fotoapparate. Ein großer, schwarz-weißer Hund tappt seelenruhig auf die klassenweise aufgestellten Kinder zu und nimmt, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre, vor ihnen für das Klassenfoto Platz. Miss Betsy macht ihre Aufgabe als Schulhund ganz vorzüglich und hat schon in diesem Moment die Herzen der Schüler gewonnen.

 

Genau diese sympathische, souveräne und gewinnende Ausstrahlung von Miss Betsy ist es, die in mir den Gedanken hat reifen lassen sie als Schulhund mit in die Schule und den Unterricht zu nehmen. Der Schulleiter, Realschuldirektor Hermann Sirtl, zeigte sich von Beginn an sehr an dieser Idee interessiert.

 

Doch der Reihe nach: Ich selber bin mit Hunden aufgewachsen. Im Mai 2012 mussten mein Mann und ich unseren letzten Hund einschläfern lassen und für uns war klar – das wars jetzt. Eine Zeit lang lebten wir ohne Hund – es ging, aber letzten Endes hat in unserem Leben etwas gefehlt. Auf der Suche nach einem gemütvollen, vierbeinigen Familienmitglied stießen wir auf die Rasse der Landseer. So stellten wir uns im Herbst 2010 bei Inge und Hartmut Grigoleit vor und „bewarben“ uns um einen Welpen aus dem geplanten Frühlingswurf von Kitty vom Münchner Land. Bereits Grigoleits stellten die Frage, ob mich der Hund dann wohl auch in die Schule begleiten würde. Dieser Gedanke war für mich damals sehr weit weg. Für die Trainer in der Hundeschule oder einfach faszinierte Menschen, denen wir mit Miss Betsy begegneten, war dieser Gedanke viel naheliegender. Kaum erfuhren unsere Gegenüber, dass mein Mann und ich Lehrer sind kam die Frage „Ach- und dann nehmen Sie den Hund mit in die Schule?“ So entstand mit der Zeit der Plan Miss Betsy versuchsweise als Schulhund einzusetzen.

 

Einfach so einen Hund mit in die Schule nehmen stand natürlich außer Frage. Im Internet stieß ich im Fortbildungsportal des bayerischen Kultusministeriums auf eine Fortbildung zum Thema Schulhunde. Die pädagogische Idee, einen Hund mit in den Unterricht zu nehmen, gab es also schon. Mit mir nahmen dann mehr als 20 interessierte Lehrerinnen und Lehrer in Landau an der Isar an diesem Fortbildungsangebot teil und der Plan Miss Betsy als Schulhund einzusetzen nahm konkrete Formen an.

Natürlich entschieden mein Chef und ich auch nicht im Alleingang einen Hund an der Schule einzusetzen. Wir haben das mit dem Elternbeirat, dem Schulforum und dem Kollegium besprochen. Alle haben sich für den Probelauf ausgesprochen. Miss Betsy begleitet mich zunächst bis zum Halbjahreszeugnis in die Schule. Wie es dann weitergeht entscheiden wir anhand eines Fragebogens und der gemachten Erfahrungen.

Im vergangenen Schuljahr war Miss Betsy dann schon ein paar Mal mit in der Schule. Sie musste sich schließlich an den Geruch, die vielen fremden Menschen und die Geräuschkulisse gewöhnen. So stand der Einschulung der Landseerhündin in diesem Herbst dann nichts mehr im Wege. Sie begleitet mich in den Unterricht – im Chemiesaal liegt ihr eigener Fleckerlteppich – oder hält in meinem Büro, dem Konrektorat, zwischen zwei Unterrichtsstunden ein Nickerchen.

 

Die Aktion Schulhund soll für alle Beteiligten stressfrei ablaufen, deshalb habe ich vorab in den Klassen erst einmal von Miss Betsy erzählt und Bilder gezeigt. Nicht jedem Schüler ist ein Hund und schon gar nicht in dieser Größe geheuer. Wem etwas Distanz lieber ist, bekommt einen Platz, an den Miss Betsy nicht herankommt.

 

Allergien waren im Vorfeld natürlich ein Thema. Bevor Miss Betsy in eine Klasse mitgeht wird geklärt, ob gesundheitliche Gründe seitens der Schüler dagegen sprechen. Von Vorteil ist, dass der Chemiesaal einen wischbaren Bodenbelag hat . In jedem Unterrichtsraum haben die Schüler außerdem die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. Es verwundert daher nicht, dass es bisher keine Beschwerden gegeben hat.

 

Aber was soll denn nun ein Hund wie Miss Betsy in der Schule? Sie ist weder Spielzeug noch Zirkuspferd. Schon allein ihre Anwesenheit hat eine beruhigende Wirkung. Überall wo Miss Betsy auftaucht scharen sich die Kinder um sie, es wird merklich stiller und jeder hofft, dass Miss Betsy zu ihm kommt. Wer sich ihr allerdings stürmisch oder besonders lebhaft nähert wird enttäuscht – denn dann wendet sich Miss Betsy ab. Auch ganzen Klassen gibt sie zu verstehen, dass es ihr zu unruhig ist und zieht sich zurück. Wenn Ruhe einkehrt sucht sie sich einen Platz im Unterrichtsraum und lässt sich dort nieder – ganz nah bei einzelnen Schülern oder mitten im Chemiesaal.

„Ohne Miss Betsy sind wir nicht leise. Auf Miss Betsy nehmen wir nämlich Rücksicht.“ Eröffnete mir vor kurzem eine 6.-Klässlerin grinsend. „Und was ist mit mir?“ gab ich gespielt entrüstet zurück. „Sie sind nicht so süß wie Miss Betsy.“ war die Antwort aus der zweiten Reihe. Tja dann.

 

Ach ja, am ersten Schultag waren die Fünftklässler so fasziniert, dass sie nur Augen für Miss Betsy hatten. „Ihr müsst auch mal in die Kamera schauen,“ forderte ich die Schüler lachend auf.

 

 

 

Hier gehts zum Onlineartikel bei SelbLive vom 14.09.2012

 

 

Hier gehts zum Onlineartikel bei MausKlecks vom 27.09.2012

 

 

Hier gehts zum Arbeitskreis Schulhund - Bayern

 

 

Hier ein Link zu einem Videobeitrag des BR über Schulhunde
 

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